Sommerkonzerte2022

Die 44. Internationalen Sommerkonzerte im Meldorfer Dom

Konzertübersicht

Die neun Wochen Sommerkonzerte am Meldorfer Dom bieten ein Forum für Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Stilrichtungen der vokalen und instrumentalen Musik. Erweitert wird die klassische Musik in diesem Jahr besonders von Klängen der Live-Elektronik, sei es in Verbindung mit Violine, mit der menschlichen Stimme, mit Schlagzeug oder Cello.

Mit dem preisgekrönten Vokalensemble Nobiles und ihrem Programm “Die Gedanken sind frei” startet unsere Reihe am 4. Juli. Der Titel lässt bereits darauf schließen: Hier erklingen deutschsprachige Volkslieder in neuem harmonischen Gewand. Die jungen Sänger aus Leipzig begeben sich aber auch mit geistlicher Musik in ein Spannungsfeld aus Klängen vergangener Jahrhunderte und moderner Tonsprache.

Am Montag, den 11. Juli wird die schwedische Geigern und Komponistin in atmosphärische Klanglandschaften verwandeln. In England hat sie über die letzten 10 Jahre ihre Musik, die sich zwischen psychedelischem Minimalismus und tranceartigen Klängen bewegt, entwickelt und aufgeführt, u.a. in Produktionen der BBC. Mit der Live-Elektronik erschafft sie Klänge, die aus einer einzelnen Geige einen Kosmos an Instrumenten zaubert.

Das Blechbläserensemble EmBRASSment aus Leipzig verspricht mit seinem Programm am 18. Juli “Sternenklänge” einen inspirierenden Sommerabend mit einer Bearbeitung der Planeten von Gustav Holst, Norwegischen Tänzen und sonifizierten Sternenbildern von zeitgenössischen Komponisten. Es erklingen Werke von Mia Makaroff, Mogens Andresen, Wilfried Krätzschmar u.a.

Eine Woche später, am 25. Juli, kommen zwei Kosmopoliten in den Dom: Die US-amerikanische Cellisten Natania Hoffman mit italienischen Wurzeln wird uns zusammen mit ihrem Partner, dem vielfach ausgezeichneten litauischen Klarinettisten Žilvinas Brazauskas, von ihren gemeinsamen Reisen rund um den Globus in ihrer Musik erzählen. Werke von Ludwig van Beethoven, Heitor Villa-Lobos, Béla Bartók, Joel Hoffman u.a.

Am 1. August erklingt die schöne Domorgel der Fa. Marcussen (DK) in Kombination mit Waldhorn, einem wunderbar singenden Instrument, dessen Klang mit den Farben der Orgel auf märchenhafte Weise verschmilzt. Gregor Lentjes und Dörte Landmesser spielen Werke von W.A. Mozart, J.S. Bach, Camille Saint-Saens und G.Ph. Telemann.

Am 8. August leben Geister und Hexenmeister wieder auf: Marion Krall (Mannheim) und Lars Schwarze (Stuttgart) verwandeln die Orgel mit vier Händen und vier Füßen in ein mächtiges Orchester, das mal mit einem virtuosen Tanz aus Stravinskys “Feuervogel” den Dom erfüllt oder die Eule Hedwig aus “Harry Potter” durch den Raum fliegen lässt. Das Duo spielt außerdem selbst bearbeitete Sätze aus Felix Mendelssohns “Sommernachtstraum”, ein Orgelkonzert von G.F. Händel und Werke von Aurelio Bonelli.

15. August: Anlässlich des Jubiläums “500 Jahre Lutherbibel” erklingen am 15. August musikalische Predigten Martin Luthers in einer eindrucksvollen Symbiose aus Stimme, Orgel und Live-Elektronik. Die Stimme des Predigers, dessen Rolle der berühmte Klaus Mertens einnimmt, changiert dabei zwischen Sprechen und Singen und wird mittels der Elektronik von Franz Danksagmüller bearbeitet und vervielfältigt, sodass der Sänger bisweilen als eine „multiplizierte Sprecherpersönlichkeit“ erklingt. Zudem verschmilzt die Stimme bisweilen mit dem Klang der Orgel, bringt das archaische Instrument zum Sprechen und vereint sich so mit ihr zu einem „kosmischen Prediger“.

Im Konzert am 22. August erklingt ein Gründungsdokument der musikalischen Moderne, das Igor Strawinsky seinerzeit als “Nervenzentrum der Musik des frühen 20. Jahrhunderts” bezeichnete: Pierrot Lunaire von Arnold Schönberg. Der Text des Melodrams ist nicht zum Singen bestimmt, aber auch nicht zum gewöhnlichen Sprechen – eine ganz eigene Sprechmelodie hat Arnold Schönberg dafür komponiert. Er schrieb seinen Pierrot Lunaire 1912 in Berlin. 21 vertonte Gedichte von Albert Giraud umreißen Pierrots bizarre, neurotische und groteske Gestalt. Gemeinsam mit Steffen Thiemann (Liveprojektion) erweitert das Ensemble Rubin mit Sängerin Sarah Weinberg Schönbergs Pierrot Lunaire um eine bildnerische Komponente. Dabei entwickelt sich ein unmittelbarer Dialog mit der Musik, der die Fantasie und den Assoziationsraum des Publikums erweitert.Hanns Eislers Komposition Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben, die zu seinen bedeutendsten Werken zählt, ist eigentlich Filmmusik zu einem stummen Dokumentarfilm aus dem Jahre 1928. Er widmete das Werk seinem Lehrer Arnold Schönberg zu dessen 70. Geburtstag. Das Konzert wird aus Mitteln der Kulturförderlinie des Kreises Dithmarschen gefördert.

29. August: Beim Abschlusskonzert gastiert das Trio Aggregat im Dom. Die jungen Musiker verbinden Violoncello, Synthesizer und Drumset und schaffen damit eine Querverbindung zwischen Musik der Avantgarde und Clubmusik. Sie spielten bereits auf Festivals wie der Fusion oder Eurosonic und produzierten Musikvideos mit ARTE.TV. Im Konzert am 29. August ergänzt erstmals die Orgel das Trio und erklingt als Klangmaschine in einem bisher unerhörten Kontext.